Mir ist nicht egal, was andere über mich denken

Mrz 12, 2019

Es scheint Menschen zu geben, die sich von der Meinung anderer kaum beeindrucken lassen. Wir schlussfolgern, dass sie eine dicke Haut haben, und blicken neidvoll zu ihnen. Aber was, wenn es mir nicht egal ist, was andere über mich denken? Wenn die Kritik mich im Herzen trifft, und Selbstzweifel und Schuldgefühle nach sich zieht? Warum sind die einen besser gegen missbilligende Bemerkungen gefeit als die anderen? Kann ich lernen, es weniger wichtig zu nehmen, was andere über mich denken?

„Nimm es dir doch nicht so zu Herzen“

Tja, dieser gut gemeinte Ratschlag ist einfacher gesagt als getan. Man hat sich schließlich nicht ausgesucht, gekränkt zu sein, und sich einreden zu wollen, dass es einem nicht nahegeht, löst das Problem leider nicht.

Zurückzuführen ist dieser Mechanismus auf die Konditionierung in der Kindheit, wo man die Unterscheidung lernt, etwas gut oder schlecht gemacht zu haben. Wir werden belohnt, wenn wir uns korrekt benommen haben und bestraft, wenn unser Verhalten ungenügend war. Als Kind beispielsweise angeschrien zu werden, produziert im Körper Stress und Angst, denn die Eltern bedeuten für das Kind das Überleben. Würden sie sich vom Kind abwenden oder es verlassen, könnte es in dieser Welt alleine nicht überleben. Wir sind deshalb auf die Liebe unserer Eltern angewiesen und versuchen uns daher stets so zu verhalten, dass wir diese Liebe bekommen.

Diese Konditionierung nehmen manche bis ins Erwachsenenalter mit. Sie versuchen, es jedem Recht zu machen und fortwährend von jedermann geliebt zu werden.

Nun sind es nicht die Eltern, die unser Überleben sichern, sondern die Gesellschaft, der wir angehören. Und so versuchen wir, uns das Wohlwollen unseres Umfelds zu bewahren, um nicht als Aussätziger verstoßen zu werden. Deshalb ist es dem einzelnen nicht egal, was andere über ihn denken.

Doch vor allem wenn man einer Gesellschaftsstruktur angehört, in die man sich nur schwer integrieren kann, weil man „anders“ tickt und nicht die gleichen Dinge gutheißt wie der Rest, wird es schwierig, es jedem Recht zu machen. Wer keine dicke Haut hat, verfällt zwangsläufig in Unsicherheiten und Selbstzweifel, die bis in eine Depression münden können.

Warum nehmen wir Dinge so persönlich?

Wenn wir als Kinder gerügt wurden, etwas falsch oder schlecht gemacht zu haben, dann haben wir das so verstanden, als wären WIR falsch und schlecht. Obgleich es um unser Verhalten in einer bestimmten Situation gegangen ist, haben wir es gegen uns selbst bezogen, wenn wir Schelte einstecken mussten.

Da unser Selbstbewusstsein, wie oben erwähnt, abhängig ist von der Zustimmung und Akzeptanz der Mitmenschen, haben wir Schwierigkeiten mit Kritik, mit Missfallen und Ablehnung.

Zugehörigkeit und Liebe sind für den Menschen wichtiger, als Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben.

Das zeigt sich daran, dass jenen, denen die Liebe und die Zugehörigkeit entzogen wurden, das Essen und Trinken verweigern und bis zum Selbstmord gehen.

hund depressiv

Soll ich aufhören, mir Gedanken darüber zu machen, was andere über mich denken?

Das ist eine Frage, die man sich selbst beantworten muss, denn pauschal zu sagen, dass man nichts auf die Meinung der anderen geben soll, um nicht verletzt werden zu können, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Es eröffnet uns manchmal nämlich eine neue Sicht der Dinge, wenn man hört, was andere Menschen über uns denken und sagen. Man muss dem letztendlich nicht zustimmen – ebenso wenig ist eine Trotzreaktion bei jeder kleinen Kritik indiziert (siehe auch den Artikel: Behalte deine Meinung für dich).

Was kann ich tun, um es weniger persönlich zu nehmen, was andere über mich denken?

Akzeptiere, die Tatsache, dass es dir wichtig ist, was andere über dich sagen. Sei ehrlich zu dir und gestehe dir ein, dass du die Meinung von ihnen persönlich nimmst, keine Kritik verträgst und dass du ein geringes Selbstwertgefühl hast.

Ich weiß, wie schwer es einem fällt, sich diese Dinge einzugestehen, da sie von unserer Gesellschaft als Schwächen angesehen werden, die man am besten in einer Kiste in den Tiefen der Erde vergraben sollte.

Aber nur wenn du weißt, wo du gerade stehst, kannst du einen neuen Weg einschlagen. Wer im Widerstand mit sich selbst ist, wird sich nicht verstehen können. Und wer sich nicht versteht, wird nichts an sich ändern können.

Nachdem du anerkannt hast, dass du Dinge persönlich nimmst, kannst du dich fragen: Warum ist es mir so wichtig, was andere über mich denken? Brauche ich die Bestätigung der anderen? Wenn ja, warum? Halte ich mich selbst nicht für wertvoll genug, dass ich von anderen hören muss, dass ich es bin, indem sie mir sagen, dass es richtig ist, wie ich denke und fühle? Oder dass ich meine Arbeit gut gemacht habe?

Bestätigung in sich suchen

Die meisten unserer Vorstellungen von dem, was richtig und was falsch ist, sind nicht unsere eigenen. Es sind jene unserer Eltern und unserer Großeltern und all jener, die vor uns gelebt haben und sie weitergegeben haben. Für die einen scheint es keinen Konflikt in ihrem Inneren zu verursachen, wenn sie ebenfalls nach diesen Vorstellungen leben. Aber für andere von uns funktionieren die Ideen, die uns von klein auf mitgegeben wurden nicht.

Unser Gefühl ist ein Indikator dafür, ob wir im Sinne unseres innersten Selbst handeln, oder Dinge tun, die nicht gut für uns sind.

Fühlen wir uns gut und voller Energie, dann leben wir im Einklang mit uns selbst. Sind wir hingegen ausgelaugt und schlecht gelaunt, zeigt uns unser System, dass wir von der Linie abweichen, sprich, dass das was wir gerade tun und woran wir glauben, nicht im Einklang mit dem ist, was wir als unser wahres Selbst bezeichnen. Wir versuchen stattdessen wieder, es allen außer uns Recht zu machen.

Puppen Großeltern

Wie kann ich Kritik positiv nutzen?

Wenn es mal wieder so weit ist, dass man sich nach der Kritik und des Missfallens anderer gekränkt fühlt, kann man versuchen, die Spur der Kränkung zurückzuverfolgen. Zu welcher Wunde führt sie mich? Was ist es, was mich so verletzt? Ist es etwas, das ich in der Kindheit erlebt habe? Wie stehe ich heute dazu?

Schließlich hat man als Kind, wie oben beschrieben, die Situationen fälschlicherweise gegen sich selbst bezogen und daher diesen fehlgeleiteten Mechanismus eingeleitet, der uns bis heute begleitet. Doch nun verstehen wir, dass wir deshalb nicht falsch oder schlecht gewesen sind, sondern dass jene, die uns verletzt haben, vielleicht selbst überfordert waren; daher ist es nicht notwendig, in Selbstzweifel zu verfallen.

Wir müssen nicht Salz in die Wunde streuen, indem wir uns sagen, dass wir wieder einmal versagt haben, dass wir nicht gut genug sind oder dass wir etwas falsch gemacht haben.

Wir blicken voller Verständnis auf unsere Reaktion und sagen uns: Ich fühle mich gekränkt, weil ich geglaubt habe, dass Kritik bedeutet, ich sei nicht gut genug. Ich verstehe jetzt, dass es eine Konditionierung aus meiner Kindheit ist, und dass meine Reaktionen darauf ein Schutzmechanismus meines kindlichen Ichs waren, die ich heute nicht mehr brauche.

Wie immer ist es auch hier essentiell, die Dinge ehrlich zu betrachten, und nicht zu versuchen, sich in etwas hineinzusteigern. Zu gerne verurteilen und beschuldigen wir andere und stellen uns in die Opferrolle, um unser Verhalten zu rechtfertigen.

Die Sicht des anderen einnehmen

Eine gute Hilfe, um diesem Problem zu entkommen, ist, zu versuchen, in die andere Person zu schlüpfen und so herauszufinden, warum sie sich uns gegenüber so verhält. Warum macht sie uns Vorwürfe oder kritisiert uns? Was könnte ihr das geben?

Manche Menschen fühlen sich besser, wenn sie andere schlecht machen können, was uns etwas über ihr eigenes Gefühl der Unzulänglichkeit sagt. Manche Menschen glauben, man würde sie überhören oder nicht ernst nehmen, wenn sie nicht schreien und pöbeln. Fallen einem da nicht Kinder aus der Schulzeit ein? Interessant wie diese Muster erhalten bleiben, nicht wahr?

Finde die Bedürfnisse der anderen Person heraus, ihre Ängste und ihren Schmerz, dann machen ihre Aktionen plötzlich Sinn und man stellt fest, dass ihre Kritik tatsächlich weniger mit dir zu tun hat, und du nichts falsch gemacht hast.

Wenn uns zum Beispiel jemand hasst, hat es nie wirklich etwas mit Hass zu tun, sondern mit Schmerz und Kränkung, die dieser Mensch erlebt hat. Hass ist nur die Reaktion, um von diesem Schmerz und der Kränkung in sich selbst abzulenken und sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen.

was andere über mich denken 1

Wie soll ich mich verhalten?

Wenn auf eine bestimmte Art von Kritik eine sofortige Abwehrreaktion von dir hereinbricht, kannst du in diesem Augenblick wenig tun. Im Nachhinein ist es ganz sinnvoll, sich anzusehen, warum man sofort reagiert hat. Was war dran an der Kritik? Man versucht die Spur wieder zurückzuverfolgen.

Ansonsten würde ich empfehlen, nicht sofort zu reagieren, sondern zu versuchen, möglichst unbeteiligt zu bleiben. Im Affekt wird viel gesagt und getan, was man später bereut. Erst abwarten und die heiße Situation abkühlen lassen. Dann kann man sich mit der betreffenden Person auf einer Verstandesebene treffen und nicht nur im emotionalen Bereich agieren, und kann seinen Unmut, seine Kränkung usw. ganz offen ansprechen.

Einsicht und Verständnis können helfen, das Problem zukünftig zu beheben. Es bedarf natürlich von beiden Seiten sehr viel Aufmerksamkeit und den Wunsch, dass man es nicht mehr so weit kommen lässt.

Wenn die Person sich allerdings nicht bereit fühlt, etwas zu ändern, und es immer wieder zu den Konfrontationen kommt, muss man sich fragen, ob man diese Beziehung weiterführen möchte oder man Abstand von besagter Person suchen sollte.

Erste Hilfe, wenn wir in unsere alten Muster der Selbstzweifel verfallen

Versuche deinen Bedürfnissen nachzukommen. Was brauche ich jetzt?

Wenn wir schlecht behandelt werden, neigen wir dazu, uns selbst schlecht zu machen und uns noch weniger anzuerkennen. Wir streuen Salz in die Wunde. Wir fühlen uns schlecht wegen dem Ereignis selbst und dem Schmerz, den uns das Ereignis bereitet.

Besser wäre es, Dinge zu tun, die uns ein Gefühl der Erleichterung verschaffen, zum Beispiel einen Spaziergang machen, um Energie zu tanken, etwas essen, um sich geerdeter zu fühlen oder in ein Tagebuch schreiben, um seine Gedanken zu ordnen und sich Klarheit zu verschaffen.

Alles beginnt mit dem Wissen, dass es okay ist, das man sich schlecht fühlt. Wir lernen die Mechanismen dieser konditionierten Maschine Mensch kennen, die so lange Zeit auf Automatik gelaufen ist.

Das Verhalten der anderen können wir in den meisten Fällen nicht beeinflussen oder ändern; was wir ändern können, ist unsere Einstellung und die Art wie wir uns selbst behandeln. Wir müssen lernen, auf eine liebevolle Weise mit uns umzugehen, wie wir einen uns geliebten Menschen behandeln würden.

Was andere denken, ist uns nicht egal. Denn wir akzeptieren, dass jeder eine Meinung zu etwas hat. Aber es zieht uns nicht mehr in einen Abgrund von Selbstzweifel und Selbsthass. Wir verstehen unser eigenes Verhalten und das der anderen und sind nachsichtig mit uns und ihnen. Man wusste es nicht besser. Wir lernen. Und das ist ein niemals enden wollender Prozess

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